Richtige Fehler und falsche Richtigkeiten – auf diese paradoxen Begriffspaare stieß ich vor kurzem in dem Buch „Ganz im Gegenteil“ von Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer (S. 80 ff). Richtige Fehler erlauben nach ihrer Definition eine Neubewertung vergangener Verhaltensweisen: wir hadern nicht mehr länger mit ihnen sondern nutzen die Optionen, die sich uns gerade durch den Fehler, und vielleicht nur durch ihn, erschlossen haben. Sofort musste ich an jene Situationen denken, in denen durch ein anders als geplant verlaufenden Workshop eine Wendung im Prozess entstand, die neue Entwicklungen möglich gemacht hat. Bei falschen Richtigkeiten handeln wir zwar in Übereinstimmung mit unseren Prinzipien und Werten und sind damit erfolgreich. Gleichzeitig behindern wir mögliche Lernprozesse, indem wir starr an alten Mustern festhalten. Wer allzu lang an dem Prinzip festgehalten hat, erfolgreiche Trainings können nur in Präsenz stattfinden, hat dadurch vielleicht zu spät die Möglichkeiten des digitalen Lernens entdeckt. Dieses neue Verständnis der Begriffe falsch und richtig führt uns weg von einer Haltung ständiger Bewertung und Beurteilung unserer Handlungen. Es öffnet Individuen und Organisationen neue Möglichkeiten sich mit Vergangenem auszusöhnen und Neues mutig auszuprobieren.